Kaderüberprüfung Mölln 2017

Einmal im Jahr im November findet für alle Hamburger Leistungssportler die Kaderüberprüfung in Mölln auf dem Elbe-Lübeck-Kanal statt. Diese wird von allen Athleten über eine Langstrecke von 6000m bestritten, was den Wettkampf zu einem, sagen wir „einzigartigem“, Erlebnis für die Sportler macht.
In diesem Jahr durften wir gegen Bremen, Schleswig-Holstein sowie Ratzeburg und viele andere Norddeutsche Vereine rudern.
Ähnliche Langstrecken finden auch im Nordost-Bereich, genauer gesagt in Berlin und Leipzig statt. Die jeweils ersten drei Boote werden anschließend nach Berlin eingeladen um an einem Großbootwochenende (8+) teilzunehmen. Landesintern werden aufgrund der Mölln-Ergebnisse zudem die D-Kaderplätze vergeben.

Samstag, 11.11. – Trainingstag:
Um die Strecke etwas genauer kennenzulernen und um die Boote für das Gewässer rechtzeitig einstellen zu können, sind wir schon am Vortag angereist.
Da die Langstrecke im letzten Jahr wetterbedingt ausfiel hatte ich in meinem ersten Junior-A-Jahr mit Robin aus Bad Segeberg im 2- (Zweier ohne Steuermann) das zweite Mal das „Vergnügen“, diese Strecke fahren zu dürfen.
Da wir am Vortag auch schon rudern waren, konnten wir uns schon mal ein bisschen mit den Bedingungen vor Ort vertraut machen. Wir beide mussten realisieren – 6000m sind verdammt lang! Dafür, dass es in der Nacht noch wie aus Eimern geschüttet hatte, durften wir bei angenehm trockenen 5°C ablegen. Auf der Rücktour zum Steg schien dann doch tatsächlich die Sonne, ein für uns Norddeutsche eher ungewöhnliches Phänomen.
Obwohl das Boot nicht wirklich sauber lief haben Robin und ich uns davon am Tag vor dem Rennen nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Sonntag, 12.11. – Renntag:
Am Morgen des Renntages bin ich mit gemischten Gefühlen aufgewacht. Um ganz ehrlich zu sein wollte ich diese 6000m einfach nur hinter mich bringen und das so schnell wie möglich. Noch schnell die Tasche fertig gepackt und dann ging es mit unserem Trainer Felix Hoppe um 7:20 auf nach Mölln.
An der Strecke angekommen, haben wir uns erst einmal in die Cafeteria gesetzt. Dort hat Felix seelenruhig einen Kaffee getrunken und sich mit zwei Brötchen für die 12km lange Radtour, die er vor sich hatte, gestärkt (weitere 12km-Touren sollten über den Tag noch folgen). Während ich kaum stillsitzen konnte und immer nervöser wurde, meinte Felix immer nur „Wir bleiben jetzt mal ganz entspannt.“ Ich muss hier aber aber ehrlich sagen – geholfen hat das in diesem Moment nur wenig.
Als mein Bootspartner dann kurz nach uns eintraf, konnten wir uns noch schnell umziehen. Dann ging es um 08:45 los aufs Wasser, so zumindest der Plan. Dank diverser Staus am Steg und einer Startnummer, die einfach nicht in ihre Haltung unseres Bootes passen wollte, wurde aus 08:45 im Endeffekt doch 09:00. Auch dies trug nicht wirklich zu meiner Entspannung bei. Sobald wir aber im Kanal waren, haben wir auf der Fahrt zum Start das erste Boot im Rennen eingeholt. Daher konnten wir uns nun doch etwas entspannen. Unser Start war auf 09:36 angesetzt. Dieser wurde jedoch aus ungeklärten Gründen auf 09:33 vorverlegt. Weiterhin mussten wir, entgegen der Ankündigung, nun doch einen sogenannten fliegenden Start absolvieren. Hier haben die Ruderer einige Meter Zeit, dass Boot zu beschleunigen, bevor die eigentliche Startlinie und somit der Start der Zeitnahme passiert wird. Die ersten zwei Kilometer konnten wir ohne Probleme herunterfahren, das Boot lief im Gegensatz zum gestrigen Tag sehr gut und flüssig.

Meinem Speed-Coach (Schlagzahl-Uhr mit eingebautem GPS für Ruderboote) konnte ich ebenfalls entnehmen, dass das Ergebnis unserer Anstrengung zu dem Zeitpunkt nicht ganz langsam war. Doch die Strecke in Mölln ist etwas heimtückisch: Nach den ersten beiden Kilometern bildet der Kanal eine etwa 2km lange Gerade, die sich bei Schlagfrequenzen jenseits der 32 schier unendlich anfühlt. Erstaunlicherweise gelang es uns diesen Abschnitt ebenfalls zu überdauern. Das Boot lief weiterhin sehr gut durchs Wasser. Als wir das letzte Drittel erreichten, merkten wir dann allerdings doch, dass es insgesamt eine ziemlich lange Strecke ist. Bei 4500m hieß es für uns dann noch einmal Zähne zusammenbeißen und durchziehen! Als nur noch 1000m zu rudern waren, reichte die Kraft gerade noch dafür, uns kurz gegenseitig anzufeuern. Daraufhin mobilisierten wir dann unsere allerletzten Reserven für den finalen Schlussspurt.
Unser Trainer Felix, der die gesamte Strecke neben uns herfuhr half uns ebenfalls sehr dabei, uns am Ende noch einmal zusammenzureißen.
Endlich im Ziel, waren wir überglücklich, das Ganze endlich hinter uns zu haben. Felix war anscheinend ebenfalls sehr zufrieden, denn er rief uns zu: „Sehr gute Zeit Jungs!“ Wie wir im Vergleich zu den anderen 16 Booten im Feld standen, wussten wir da noch nicht. Was gibt es jedoch besseres, als wenn der Trainer und wir selbst mit unserer erbrachten Leistung zufrieden sind? Am Steg endlich angekommen konnte uns Volker Tiedemann, der Trainer von Robin, erstmal die von den Trainern gemessene Zeit sagen. Mit 23:05 min waren wir sehr zufrieden, denn Felix hatte uns im Voraus schon berichtet, dass die Siegerzeiten immer bei ca. 23 min liegen würden.
Als dann die offiziellen Zeiten ausgehangen wurden waren wir erst einmal geschockt, denn die dort angegebene Zeit war um 30 Sekunden langsamer als die, die uns unsere Trainer erzählt hatten.
Zum Glück konnten Felix und Volker mit dem Regattabüro sprechen, welche die Zeit anschließend korrigierten. Die Veranstalter hatten sich aus Versehen auf den ersten 2000m um mehr als 25 Sekunden verrechnet.
Dank des Engagements unserer Trainer und unserer eigenen Leistung, mit der sowohl Robin als auch ich sehr zufrieden waren, konnten wir letztendlich einen souveränen zweiten Platz belegen. Mit dem Endergebnis von 23:03min über die 6000m konnten wir dann sehr gut leben.
Da wir nun unter den ersten 3 Booten sind, wurden wir eingeladen nächstes Wochenende nach Berlin zu dem Großbootwochenende zu fahren.

Wir sind nach diesem Wochenende überglücklich und freuen uns auf das nächste Erlebnis in Berlin!
-Adrian

 

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