Wie schon in langer Tradition war Berlin im Herbst 2017 ein Saisonhighlight, aber auch eine riesige Herausforderung – denn die Konkurrenz von (Sport)-Schulen aus dem ganzen Land ist groß. Doch dieses Jahr schrieben wir in mehreren Hinsichten Geschichte! Nach spannenden Qualifikationsrennen beim Landesentscheid in Hamburg durften wir als MCG drei Boote in die Hauptstadt schicken. Diese waren WK III Jungs, WK II Junioren-Riemen-Gig-Vierer und wir, der WKII Juniorinnen-Gig-Doppelvierer.
Für uns war Jugend trainiert für Olympia in diesem Jahr ein ganz neues Erlebnis, da alle zum ersten Mal im Juniorenbereich am Bundesfinale teilnahmen. Als jüngstes Boot im Feld waren wir die „Underdogs“ (sprich eher Unbekannten) unter den 12 gemeldeten Mannschaften. Neben den starken Favoriten aus Hessen, Berlin und Sachsen waren auch diverse Sportschulen aus dem mittleren bis oberen Leistungsbereich dabei. Da wir bereits im Vorlauf gegen einige der Favoriten antreten mussten, lautete die Devise ganz klar, sich über den Hoffnungslauf am Nachmittag weiterzuqualifizieren. Denn aus dem Vorlauf zog einzig und allein der Gewinner ins Finale ein.
Wir fuhren also unser erstes Rennen des Wettkampfs mit einem starken, vollen Start, der uns an die 2. Position setze. Mit einem klaren Ziel fuhren wir das Rennen sportlich aber nicht maximal ausbelastet zu Ende. Zu unserer Überraschung hielten wir trotzdem gut mit den Booten auf den anderen Bahnen mit.
Wie geplant stand daraufhin der Hoffnungslauf an. In diesem bestand die letzte Chance für die Qualifikation für das große A-Finale (Rennen um Platz 1 – 6). Unser Trainer Max Dieck zeigte uns die Möglichkeit auf das A-Finale aus, betonte aber auch die Stärke der anderen Boote. So gingen wir mit einem klaren Ziel, nämlich mindestens den 2. Platz in diesem Rennen, an den Start.
Am Start hörte unsere Schlagfrau, wie die Steuerfrau des gegnerischen Bootes sagte, dass sie die Stärke der anderen Boote doch nicht ganz unterschätzen dürften. Frei nach dem Motto, sie würden das Rennen zwar gewinnen, aber vielleicht doch nicht aus dem Handgelenk – unser Ehrgeiz war geweckt und das Rennen ging los. Durch motivierende Rufe unserer Steuerfrau erarbeiteten wir uns zielstrebig die 2. Position im Feld und hielten diese. Am Ende der Strecke spurteten die zuvor erwähnten Gegner jedoch noch einmal heftig und drohten uns unseren Platz (und damit die Qualifikation für das A-Finale) streitig zu machen. Während unser Trainer Max am Ufer nahe eines Herzinfarkts war, qualifizierten wir uns schlussendlich knapp für das A-Finale. Was für eine Sensation, da wir mit Ausnahme der Bugfrau alle im jüngsten Jahrgang sind.
Am selben Tag gingen wir in der Zusatzdisziplin, dem Schülerinnen-Achtercup an den Start. Für den deutschen Rudersport war diese Disziplin eine Premiere, und so rechnete sich unser Trainer Felix Hoppe bestenfalls die achtbeste Zeit aus. Gegen starke Gegner, die im Schnitt 30 Kilo schwerer und bis zu drei Jahre älter waren, wäre auch die zehntbeste Zeit absolut zufriedenstellend gewesen. Mit einem starken Rennen der unerfahrenen Riemerinnen erreichten wir die siebtbeste Zeit und qualifizierten uns so als jüngstes und schmalstes Boot als Favorit ins kleine Finale. Vollkommen k.o. aber zufrieden, konnten wir so auf den nächsten Tag blicken.
Am folgenden Tag galt es, im Vierer nochmal einen draufzulegen und die Leistung des Vortags zu übertreffen. Zwar hatten wir unser persönliches Ziel, die Qualifikation für das A-Finale, bereits erreicht, aber jedes Boot das wir jetzt noch holten, „geht on top“, motivierte uns Max.
Da wir die anderen Boote durch unseren ungeahnten Finaleinzug ziemlich verärgert hatten, ernteten wir am Start böse und teilweise eingeschüchterte Blicke. Als startschnelles Boot legten wir uns gut ins Feld und die erste Streckenhälfte blieben alle Boote dicht auf einer Höhe. Nach der Hälfte ließ sich eine Tendenz für die Favoriten Hessen, Sachsen und Berlin erkennen. Wir hatten uns sicher die 4. Position erarbeitet. Doch kurz vor dem Endspurt passierte in der Berliner Mannschaft ein technischer Fehler und das Boot stand still. Unsere Steuerfrau reagierte und setze einen Druckspurt. Damit konnten wir uns zwar nicht mehr auf Treppchen stellen, allerdings bauten wir die Führung vor dem 5. Boot deutlich aus und kamen nach einem vollen Rennen ziemlich fertig und überglücklich an vierter Stelle ins Ziel. Stolz empfing uns unser Trainer am Steg (auch wenn das Anlegemanöver danach unseren Leistungen nicht ebenbürtig war 😀 ). Auch andere Angereiste wie unsere Lehrerin Frau Hoppe und MCG-Schulleiterin Frau Nesemeyer gratulierten uns erstaunt und voller Freude, da wir die Erwartungen komplett übertroffen hatten.
Als Abschluss stand nun noch das kleine Finale des Achters an. Die einzige Ansage war, dass wir im Rennen Spaß haben und wenn möglich, das gute Ergebnis von gestern noch einmal festigen sollten. Mit einer schönen ersten Hälfte legten wir uns deutlich vors Feld und auch als auf den letzten Metern die Kräfte nachließen, behielten wir die Führung bei. Somit gewannen wir als jüngstes Boot das kleine Finale im Juniorinnen Achter.
Für uns war es ein Berlin der Extraklasse und wir sind top motiviert, im nächsten Jahr an unsere Leistung anzuknüpfen. 🙂
Von Nele, Clara, Melia, Svea und Stf. Viktoria.